News 07.05.2024 |

Muttertag: Kein kirchliches Fest aber ein kirchliches Thema

Traditionellerweise fällt der Muttertag in der Schweiz auf den 2. Sonntag im Mai - dem Marienmonat also. Ein symbolhafter Zufall oder doch nicht?

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Interview von Oliver Kraaz, Kommunikationsleiter, Katholisch Stadt Zürich mit Christiane Talary, Mitarbeiterin des KFB Zürich, Vertreterin des KFB in der Allianz Gleichwürdig Katholisch und Mitglied des Vorstandes des Verbandes röm.-kath. Kirchgemeinden


Christiane Talary, hat Maria Ihrer Meinung nach heute noch eine Vorbild-Funktion für Mütter?

Das traditionelle, von männlichen Klerikern zementierte Marienbild hat Risse erhalten und wandelt sich zusehends. Trotzdem: Für viele Mütter kann Maria Vorbild sein. Ich denke da an ihre Rolle als Begleiterin auf dem Lebensweg ihres Sohnes. Nicht zu vergessen ist dabei, dass Maria, die menschliche Seite des Gottessohnes, dessen liebevollen Umgang mit den Menschen, geprägt hat. Auch seine grosse Wertschätzung für die Frauen ist sicher ebenfalls auf sie zurückzuführen.
 

Gibt es aber Punkte, wo Sie sich am Marienbild reiben?

Ja, die Kirche pflegt ein Bild von Maria als empfangende und dienende Frau. Doch wenn man genau hinschaut, dann ist sie vor allem eine mutige Frau, die aktiv «Ja» zu Gottes Plan sagt. Sie hätte zum Engel sagen können: «Geh weg, ich riskier doch nicht meinen guten Ruf und mein Leben!» Aber sie nimmt das an. Im Magnifikat singt sie, dass Er die Mächtigen vom Thron stürzt – das ist prophetisch und sie zieht ihren Sohn gross in dem Wissen, dass er leiden wird. Das ist eine unerhörte, mutige Bereitschaft.


Für was steht für Sie der Muttertag?

Die Meinungen gehen da bei uns auseinander. Ich persönlich denke, dass es auch in der heutigen Zeit schön ist, dass der Muttertag gefeiert wird. Frauen übernehmen nach wie vor den Hauptanteil der Betreuungs- und Hausarbeit und sind gleichzeitig vielfach berufstätig. Dieser Doppelbelastung wird gesellschaftlich und vor allem wirtschaftlich zu wenig Rechnung getragen. Diese Care-Arbeit wird zudem in der Regel gratis verrichtet – zum Nachteil der Frauen, wenn es zum Beispiel um die Berufsaussichten oder die Pensionskassenbeiträge geht.


Sehen Sie Möglichkeiten aus dieser Situation?

Die Erfahrungswelt von Müttern wird in der Wirtschaft nicht als Ressource anerkannt. Dabei würde gerade diese Art der Erfahrung vielleicht einen wichtigen Beitrag an einen Wandel leisten. Wir sagen nicht, dass es keine Freiwilligenarbeit mehr geben sollte – diese ist richtig und wichtig. Aber es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Altersarmut und Geschlecht. Da gibt es politischen Handlungsbedarf.

 

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